Erika Jantzen

Was war vor dem Lausitzring.

Sonderpreis im Autorenwettbewerb.
Textzitat aus "150 Jahre arbeitsreiches Leben in der Lausitz - Gras drüber?", Hrsg: Internationale Bauausstellung ( IBA) Fürst-Pückler-Land, Großräschen 2004.

Im Wandel der Zeit
Die Zeit, alte Zeit, neue Zeit. Was ist Zeit?
Sie ist wieder da, die Erinnerung, eine Verbindung zur Vergangenheit, der anderen Lebenswege vom gestern zum heute. Ach ja, die gute alte Zeit. Wie war es doch schön, als ich nach unbeschwert, mit Rotznase und der Ruchown ihr Kopftuch über den Bauernhof gerannt bin und bei den Hühnern die Nester ausgeräumt habe. Das war dort, wo in Meuro, Richtung Aussichtsturm die Straße abgetrennt wurde. Und dann, zwei Kilometer weiter, gleich hinter der Lichtung erspähte man schon den Sportplatz. Dahinter wurden die ersten Häuser sichtbar. Das war unser Dorf, mein Dorf. Es ist nicht mehr da. Es ist weg. Einfach weg, wie viele andere Dörfer, die von den großen, gierigen Kohlebaggern einfach verschluckt wurden. Sie mögen seltsam erscheinen, diese Worte. Sie künden Abschied und Endgültigkeit an. Aber gerade dies ist ein wesentliches Element im Wandel der Zeiten. Kommen und gehen, werden und vergehen. Neuaufbau und Zerstören, das sind immer zwei Seiten. [ ...]


Von der Autorin stmmt nachfolgender Bildband:
Erika Janßen, "Schwarzes Gold aus Senftenberg", Reihe: Bilder aus der DDR,
Sutton-Verlag, Erfurt 2002, ISBN 3-89702-495-0, Buchandelspreis: 17,90 €

Inhalt:
Die Ingenieurschule als Kaderschmiede [ ehemalige Bergingenieurschule Senftenberg, aufgegangen in die FH Lausitz ]
Bergbaugeschichten
Aufbau des Schaufelradbaggers SRs 1500 [um 1965 südl. vom Sauoer Millionenviertel]
Alltagsgeschichte in Sauo
Senftenberg-Nord, Rauno bis Bertha
Reppist/Senftenberg


Der erste Umzug

[...] Wir wohnten jetzt in der Mitte des Dorfes. Hier, bei Bömkes hatten wir eine Küche und zwei Zimmer. Ein Schlafzimmer und ein richtiges Wohnzimmer, herrlich. Dafür zahlten wir viel, viel weniger Miete. Auf dem gleichen Grundstück führte Frau Hannuschk die Fleischerei weiter. Sie war zu dieser Zeit ein Segen für die ganze Gemeinde. Neben uns war Preußens Grundstück. Davor stand die majestätisch, alles überragende Kirche, mit ihrem gläsernen Zwiebelturm. Ein imposanter Bau, der aus einem massiven Viehstall des Hüfners Christian Noack

1934 entstanden ist. Der Architekt war ein gewisser Herr Vogel. Zwei Glocken, 265 und 150 Kilogramm schwer, die in Apolda gegossen wurden, musste der Kirchendiener mittels eines Strickes, mittags um 12 Uhr und zu gegebenen Anlässen läuten. Der liebe Gott muss sich im Jahr 1934 über den Bau der Kirche so gefreut haben, dass es zur Weihnachtszeit weder Schnee noch Kälte gab. [...]

Die evangelische Kirche in Sauo galt als Filiale der evangelischen Heilandskirche von Senftenberg II. Pfarrer Rother fuhr mit dem Fahrrad von dort bis zu uns. Er musste über den Paradiesberg, durch den angepflanzten Kiefernwald, an den Klärteichen und dem einzelnen Haus im Wald vorbei, bis zu uns, nach Sauo. Die Schnittstelle des Paradiesberges bildet noch heute eine Kante, an der unterhalb die Gleise der stillgelegten Grubenbahn zu sehen sind. Von dort aus ist es, wie man so sagt, einen Steinwurf weit bis zum heutigen Lausitzring. Dieses ganze Gebiet gehörte uns Kindern für unsere Entdeckungen und zum Pilze suchen. [...]

Das Dorf und Dorfgeschichte
[...] Laut geschichtlicher Beschreibung war Sauo ein Zeilendorf, also langgezogen, rechteckig. An der langgezogenen Dorfstraße stand vorn das Wohnhaus, mit den gegenüberliegenden Viehställen. Dahinter folgte in gleicher Breite das Gartengrundstück. Das so genannte Zeilendorf befand sich am Rand einer Niederung. In Sauo betrug das Gefälle von den Gehöften bis zum hinteren Teil des Grundstückes 2,5 Meter. Verständlich, wenn in diesem Gebiet auch von den Sauoer Weinbergen gesprochen wurde. Daran angrenzend gab es im Umfeld die Raunoer, Senftenberger und Hörlitzer Weinberge. Als allgemeine Abgrenzung der Besitztümer, durchzog ein Langwall, der auf Karten als Landwehr bezeichnet wird, das Dorf von Senftenberg bis Dobristroh, dem späteren Freienhufen und weiter. [...]

Mit diesem Ausschnitt aus der Frühgeschichte des Feudalismus, springen wir in das Jahr 1843. Nach der Separationsvermessung zeigt eine Flurkarte bereits einen Wandel des Dorfes an: Es gibt 45 Weinbergparzellen. Einige Besitzer kommen aus Jüttendorf, das später nach Senftenberg eingemeindet wurde. 61 Prozent sind Wald, meist Kiefernheide. 151 Hektar der Gesamtfläche sind Ackerland, das mit dem Pflug bearbeitet wurde. Wiesen gibt es erstaunlich wenige. Mit Senftenberg, Jüttendorf und Thamm, bildet Sauo einen Koppelhütungsverband. Die zugehörige Koppel liegt auf Senftenberger Flur. Wiesen besitzt Sauo unter anderem im Laugk von Senftenberg, in der Elsterniederung. Dafür muss ein besonderer Wiesenzins gezahlt werden. Wenn die Elster über die Ufer tritt, kann das Gras nur mit Kähnen geholt werden. [...]

1846 - Das Urmesstischblatt verzeichnet die Poststraße von Senftenberg über Jüttendorf, Sauo und Freienhufen, nach Altdöbern. Im Norden liegt, 500 Meter vom Dorf und links der Poststraße eine Ziegelei. 1000 Meter, südwestlich des Dorfes eine weitere, die bei der Entstehung auf die reichen Flaschentonvorkommen im Bereich zurückzuführen sind. [...]

Gründerjahre des Bergbaus
1867 - Es gibt in Sauo 50 Wohngebäude, eine Windmühle und zwei Ziegeleien. Die Germanisierung ist schnell fortgeschritten. Unter 266 Einwohner befinden sich noch 74 Sorben. Die meisten müssen das Volkstum gewechselt haben. Erstmals wird in der näheren Umgebung eine Braunkohlengrube eröffnet. Die Senftenberger Stadtgrube, des Berliner Eisenbahninspektors a. D. Westphal, bei Sauo, gelangt zur Anmeldung. Die Kohleförderung beginnt am ehemaligen Weinberg Pochassk im Bereich des späteren Senftenberg II und dehnt sich dann später auf das Sauoer Gebiet aus. 1871 - In unmittelbarer Nachbarschaft der Stadtgrube, wird durch die Kaufleute Siebmann und E. A. Krüger aus Dresden, die Grube Meurostolln aufgeschlossen. Das Kohleherd umfasst 30 Hektar Am 14. September fördert ein 14 Mann starkes Team unter Tage die erste Kohle. Diese findet in der betriebseigenen Ziegelei Verwendung.

1873 - Der Baurat, Friedrich Hoffmann aus Berlin, als Erfinder des Ringofens" und Hersteller von Verblendziegeln, erwirbt ein großes Kohlefeld an der Rauno-Sauoer Grenze. Er beginnt mit dem Aufschluss und benennt die Grube nach seiner Frau "Grube Bertha". [...]

1912 - Auf drei Seiten reichen die Tagebaue bis zum Ortszentrum heran. Lediglich die Richtung Meuten bleibt frei. Der sogenannte Wilhelmsstollen bleibt ein offener Tagebau im Süden. In diesem Bereich muss die Straße nach Hörlitz verlegt werden. Auf der anderen Seite, muss die Straße nach Rauno den Tagebau Bertha nördlich umgehen. Durch die Brikettfabrik Marie III wird die Straße nach Freienhufen durchbrochen. Nur eine Verbindungsstraße nach Drochow bleibt noch bestehen. Die Steuereinnahmen aus der Industrie ermöglichen der Gemeinde, die Dorfstraße zu pflastern und einen Gemeindebrunnen anzulegen. Seit dem Jahr 1906 besteht die freiwillige Feuerwehr. Grubenarbeiter aus Mitteldeutschland und Polen sind dazugereist. Die Einwohnerzahl ist auf über Tausend Einwohner angestiegen. [...]

Bereits 1958 begann das Abteufen der Entwässerungsschächte in Sauo. Am 20. Februar des gleichen Jahres, der eigentlichen Entstehungszeit, wurde bei Hörlitz der Aufschluss des Unterflözbaues Meuro getätigt. Im April begannen die Erdarbeiten dazu. Der Paradiesberg Hörlitz-Flur wurde 1958-1961 abgebrochen. Am 20. Januar 1965, sprengte man den 42 Meter hohen Wasserturm. 350 Kubikmeter Trinkwasser konnte er fassen. 50 Jahre hatte er die Druckwasserverhältnisse bei der Wasserversorgung für die umliegenden Gemeinden stabilisiert, Er stand 80 Meter über der Senftenberger Tiefebene. Das Grundwasser sank durch die ständige Weiterentwicklung des Bergbaus erheblich. [...]

Die offizielle Umsiedlung der Dorfbewohner von Sauo begann im Jahr 1967 und endete 1971. Gegenüber dein Theater von Senftenberg, wurden eigens für die Bewohner von Sauo, in der Rathenaustraße/Laugkstraße moderne Plattenbauten errichtet. Keine Ofenheizung mehr, keine Plumsklos, die Wohnqualität hatte sich verbessert.

Ein Teil der Einwohner entschied sich nach Großräschen oder Schipkau in ebensolche Häuser zu ziehen. Für mich und meinen Mann war 1969 das Kapitel Sauo beendet.

1971 übersiedelten die letzten 367 Einwohner nach Senftenberg. Geisterhäuser blieben stehen. Die allerletzte Familie, die Familie Konzack, die in ihrem Eigenheim bis zum Schluss wohnte, hatte zwar in Koswig ordnungsgemäß ein Haus gekauft, bekam aber kurioserweise keine Zuzugsgenehmigung. Als sie einzog, umkreiste sie der Bagger schon gefährlich. Gretel Schulz, die langjährige Gemeindesekretärin, schaltete als Letzte das Licht aus.

Am 27. November 1971 wurde die Ortsverbindungsstraße von Sauo nach Senftenberg durchschnitten und der Ort im September 1972 überbaggert Den Vorschnitt leistete der SRs 1500. Ein Restpfeiler des Lausitzer Oberflözes blieb erhalten. Danach folgten die übrigen Orte. Der Countdown lief. So war das mal mit Sauo bei Senftenberg, dem "Schweinchendorf bei Mostrichhügel!" [...]

7442 Einwohner aus 860 Häusern wichen dem Tagebau Meuro. Die Orte: Hörlitz, Sago, Rauno, Reppist, ein Teil von Sedlitz und Bückgen, mussten dem Tagebau Meuro weichen. Die Bundesstraße B96 und die Bahnstrecke Senftenberg-Großräschen erhielten eine neue Streckenführung. Die Umsiedler bezogen überwiegend Neubauwohnungen in Plattenbauten, mit modernen Bädern. Ich auch. In den ersten Wochen aalte ich mich täglich in der Badewanne und war rundum zufrieden mit meiner ferngeheizten Wohnung. So ging es den meisten Bürgern, denn wir wussten lange genug was auf uns zukommt und konnten uns damit auseinandersetzen. Eigentlich wohnten wir recht romantisch. Vor dem Landschaftseinschnitt durch den Bergbau noch Weinberge und Sumpfland im ganzen Bereich um Senftenberg, boten jetzt die aufgetürmten hohen Abraumhalden der Kippen die schönsten Schluchten. Wie ein Gebirge umhüllten sie unser Dorf. Ausgewaschen vom Regen, wirkten die Schluchten der Kippen bizarr und verlagerten sich immer wieder leicht. Beim Betreten derselben, konnte man sich schon mal die Schuhe voll Sand schaufeln. Es dauerte lange, bis sich der Kiessand festigte.

[...] Jedenfalls schirmten uns die umliegenden Wälder auf dem Kippengelände vor dem Kohlenstaub der Brikettfabriken ab. Ob Sie es glauben oder nicht: Sauo war ein sauberes Dorf. Wir wohnten zwar noch auf einem Kohleflöz, konnten aber beruhigt unsere weiße Wäsche im Freien aufhängen. Ging man die kurze Strecke, vorbei an den Gemeindehäusern nach Hörlitz, rieselte es aus den Fabrikschornsteinen. Die Straßen des Umfeldes waren schwarz. Nach der anderen Seite, die Brikettfabrik "Bertha", später "Rosa Luxemburg" genannt, konnte man ebenfalls als Dreckschleuder bezeichnen. Nur das Kraftwerk "Sonne" in Freienhufen, war bereits moderner gebaut. Wir haben Glück gehabt. Der Kohlenstaub reduzierte sich bei uns. [...]

Nicht nur die beiden Bäcker gehörten zu den Versorgungseinheiten. Gündels Kolonialwarenladen, der spätere Dorfkonsum, lag etwas abseits von der Dorfstraße. Das war ein zentraler Treffpunkt für alle Hausfrauen. Hier kaufte man nicht nur ein. Das war eine Wortumschlagszentrale. Da sprach die Lehmann über die Schulzen, die Meiern über die Richtern und so fort. Interessant für denjenigen, den es nicht betraf.

In Nitschkens ehemaliger Bierstube, befand sich zu späterer Zeit ein kleiner Textilladen des Konsums. Hier war auch ein Knotenpunkt. Erstens teilte hier die Grubenbahn die Dorfstraße, außerdem zweigten unmittelbar die Feld- und Marienstraße, die Waldstraße und der Weg zu den Gemeindehäusern ab. An den Schienen entlang führte ein Fahrradweg zum Millionenviertel. Dort erreichte man wieder die Landstraße, um Konzacks Ecke, nach Senftenberg. Die Straße war anfangs unbefestigt. Eine Schlaglochstraße! Später bekam sie eine Teerdecke, genauso wie die Meuroer Straße. Aber da fuhren dann auch schon Busse. [...]

Von Bergarbeitern
[...] Bergbauleute genossen Sonderrecht, Sie waren stolz, die Schar der Arbeiter, Bergmänner, aus echtem Schrot und Korn. Ihr Leben war die Kohle, der Tagebau. Und sie lebten nicht schlecht. Sie zogen in den Kampf für ihre Förderbrücken, Umsetzen Gleise und Kohlenzüge. Unerbitterlich kämpften sie, im Sommer bei Hitze, wie im Winter, trotz eisiger Minusgrade, um Produktion und Wettbewerbserfüllung. Sie kämpften in Schichtarbeiten Tag und Nacht. Wenn auch mit den Wettbewerbszahlen mitunter manipuliert wurde, die Produktion war immer abgesichert. Es herrschte in gewissem Sinne ein gesunder Egoismus, denn Wettbewerbsprämien brachten zusätzliches Geld.

Die mächtigen Schornsteine rauchten aus den Brikettfabriken und Kraftwerken Brieske, Senftenberg-West. Reppist, Freienhufen, Großräschen und Lauchhammer. um nur das nähere Umfeld zu nennen. Dominierend wirkten die Menschenmassen, die nach Schichtende zu den Arbeiterbussen strömten. Die Busse stellte der Kraftverkehr Senftenberg, ein weiterer volkseigener Betrieb, zur Verfügung. Sie wurden den Arbeitern für ihre Hin- und Rückfahrten zur Arbeit kostenlos zur Verfügung gestellt. Ein Service, den sich nur der Bergbau als größter volkseigener Betrieb leisten konnte. Alle übrigen Arbeite, zahlten in normalen Linienbussen, die ja ebenfalls fuhren, normale Tarifpreise. Unser Linienbus nach Sauo fuhr einige Male am Tag von Senftenberg bis Meuro durch. In Saum hielt er an drei Haltepunkten. Der Busfahrer, Herr Schneider, hielt auch noch mal, wenn Langschläfer gerade um die Hausecke geflitzt kamen. Das war ein privater Service. Mit einem Mal hatten wir Anschluss an die Stadt, an das pulsierende Leben, zum Ausgehen wie die Städter, mit Petticoat und so. Dazu konnte am Wochenende abends der Bus genutzt werden. Wir wurden nicht mehr nass, wenn es regnete. [...]

Das Überraschungsei
[...] Staunend betrachte ich vom Aussichtsturm Meuro das Umfeld. Ruhe, kein südliches Flair, so zeigt sich die Landschaft um den Lausitzring, vor und nach den Renntagen. Fast unwirklich. Erhaben thront der gigantische Lausitzring vor mir. Im Hintergrund drehen sich die Windräder bei Klettwitz. Das Umfeld der Dörfer Klettwitz, Schipkau und Annahütte gehört zum Panoramabild. Mit Achtung erahnt man im Hintergrund den mächtigen Chemie-Gigant, dem heutigen BASE, als Nachfolger der früheren BRABAG Schwarzheide, der als einziger Betrieb im Umfeld 65 Jahre nachweisen kann.

Und zu jeder Zeit unseres Daseins sind Aspekte gesetzt worden, die unser menschliches Leben mit Freude füllten. Aber auch Enttäuschungen und Heimweh, die später wie ein Abenteuer klingen mögen. Sehen wir es als ein Abenteuer im Jahrtausendwechsel an, dem Jahr 2000. Schwankung des Lebens, zwischen Tag und Nacht und einem Wechsel, wie alle vier Jahreszeiten, wie Licht und Sonne.

Mal ganz ehrlich gesagt: Ein wenig Heimweh plagt mich schon, wenn ich den großen Dingen entgegenschaue, die sich in meiner näheren Umgebung abspielen. So etwas gab es noch nie. Das ist einmalig in der Geschichte! Der ganze Ablauf, von der Idee, bis hin zur Vollendung - einfach genial. Eine Rennstrecke wurde auf einem Tagebaurestloch gebaut! Und doch, die Macher oder Erfinder hatten Höhen und Tiefen zu überwinden. Sehr berühmt wurden sie bis jetzt nicht. Oder doch? Sie leben noch! Auf jeden Fall wurde eine Brücke geschlagen, eine Brücke zwischen verschiedenen Kulturen und verschiedenen Generationen. Mit einer Motivation, etwas zu schaffen, mit dem die Region wieder leben kann, Arbeitsplätze. Dabei kam ein unglaubliches, nicht vorher übersehbares Ergebnis heraus. Interessenten aus allen Erdteilen dürften in wenigen Jahren sagen: "Wir fahren nach Deutschland in die Lausitz".

Wo liegt sie eigentlich, die Lausitz? Nicht in Dresden, der Kulturstadt in Sachsen, die unlängst in einer schwäbischen Heimatzeitung als Richtlinie für den Senftenberger See, einem Tagebaurestloch, gegeben wurde. Nein, die Lausitz, genauer gesagt, die Niederlausitz, liegt im südlichen Teil Brandenburgs und dazu gehört seit dem 20.08.2000 der Lausitzring.

Moment mal - Lausitzring, Euro Speedway Lausitz... Wie heißt das Ding nun wirklich? Ganz egal. Auf jeden Fall ist es die größte und modernste Rennstrecke Europas, die mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von ca. 310 Millionen DM im Jahr 2000 hier gebaut wurde. Ungefähr 120.000 Besucher haben volle Sicht auf alle Rennstrecken. Das ist doch was Die Rennstrecken beinhalten:

Den Trioval Kurs, bei dem amerikanische Motorsportveranstaltungen möglich sind. Weiterhin gibt es den Grand Prix Kurs, den Langstreckenkurs und vieles mehr.

Mal ehrlich. Hätten Sie geglaubt, in einem ehemaligen Kohlepott die modernste Rennstrecke Europas vorzufinden? Nein, sicher nicht. Ich konnte mir ja auch nicht vorstellen, dass nach der Auskohlung, wie man hier sagt, ein See, ein richtiger Badesee entstehen kann. Den gibt es schon lange, sauber und ohne Kohledreck. Ja und nun haben wir beides. Den See und die Rennstrecke und es sollen noch viel mehr Attraktionen entstehen...

Wir Lausitzer, die hier geboren wurden und wohnen, sind stolz darauf. Nationalstolz erfüllt uns immer mehr, genauso wie die Bayern oder alle übrigen Menschen anderswo in Deutschland. Wie heißt es in einem einstigen Heimatlied:

Niederlausitz ist mein schönes Heimatland,
wo die Kohlegruben ragen weit ins Land.
Wo die Schornsteintürme schauen hoch hinaus, da ist meine Heimat, da bin ich zu Haus ...

Der Bergbau brachte den Menschen einen gewissen Reichtum. Der Kohlenstaub, er wurde zähneknirschend hingenommen. Die Arbeit der Bergleute war nicht leicht. Es wurde geweint und gelacht. Erfolge lachend mit einer Flasche "Kumpeltod", wie der Bergarbeiterschnaps scherzhaft genannt wurde, begossen. Aber eine Rennbahn, im Tagebau Meter, mit der Aussicht auf Formel 1 - Rennen... da hat vor 50 Jahren noch keiner dran gedacht. [...]